Der Moschusbock
Bei Moschus denken viele zunächst einmal an den Moschusochsen, der aus einer etwa walnussgroßen Drüse einen süßlich animalischen Duft absondert, welcher gerne für Parfüms verwendet wurde. Und zwar so gerne, dass die Tiere bis Ende der 70er Jahre kurz vor der Ausrottung standen und der Gewinn des Sekrets (etwa 30g pro Drüse) nicht mehr erlaubt ist. Der Moschusbock, um den es in diesem Blogbeitrag geht, sondert diesen Duft zwar ebenfalls ab, ist mit dem Moschustier jedoch weder verwandt noch verschwägert. Unter Schutz stehen diese Tiere nicht, aber wieviel Moschus kann man von dem etwa 15-35mm langen Käfer schon erhalten?!
Wann Sie zum Hörer greifen sollten
Der Moschusbock fällt durch seinen metallisch blau, blaugrün oder auch kupferfarben leuchtenden Chitinpanzer auf und ist vor allem im Sonnenlicht ein echter Blickfang. Beim Männchen sind die Antennen, das “Bocksgeweih”, länger als der Körper, also gut 4 cm und beim Weibchen kürzer als der Körper.
Mittlerweile hat sich der Asiatische Moschusbock in Europa eingebürgert und gilt als Schädling, denn die Larven befallen massiv Steinobstbäume wie Aprikosen, Kirschen oder Zwetschgen. Auf natürliche Weise verbreiten sich die Käfer wahrscheinlich über wenige Kilometer pro Jahr. Mit Pflanzenmaterial (Holz, Jungpflanzen und Bonsais) von Steinobstbäumen kann der Schädling aber über weite Strecken verschleppt werden, was uns doch wieder einmal über globalen Handel nachdenken lassen sollte. Die adulten Käfer sind glänzend schwarz mit einer roten “Halskrause” und somit gut von unseren heimischen Tieren zu unterscheiden. Wer diesen Käfer entdeckt, ist dazu angehalten, dies dem Pflanzenschutzdienst der Länder mitzuteilen. Welche sonstigen meldepflichtigen Tiere und Pflanzen es gibt, ist übrigens in der Durchführungsverordnung (EU) 2019/2072 (Anhang II + III) festgehalten.
Die Larven unserer heimischen Art entwickeln sich über 2-3 Jahre in leicht kränkelnden Weiden oder Pappeln. Bei dem Verzehr des Holzes nehmen sie Salizylsäure auf, was dann bei der chemischen Umwandlung in den Duftdrüsen zum typischen Moschusgeruch führt. In einem intakten Ökosystem werden sie dem Baum jedoch nicht allzu gefährlich. Die erwachsenen Käfer leben nur wenige Wochen. Man findet sie bei uns von Juni bis Ende August und sie ernähren sich unter anderem von Pollen und Blüten z.B. des Holunders oder Wiesen-Bärenklaus.
Vorkommen im Venn
Im Venn selbst sind die genannten Pflanzen und damit auch der Käfer samt Larve natürlich nicht zu finden. Umso besser, denn das Betreten ist ja ohnehin verboten und auf Distanz wäre es sehr schwierig, die Tiere zu erspähen. Stattdessen wachsen die begehrten Sträucher und Bäume entlang der Lehr- und Erlebniswege, so dass der Moschusbock mit etwas Glück aus der Nähe beobachtet werden kann. Unserem fleißigen Vennfuchs und Fotografen, Ludwig Klasing, ist es bisher leider noch nicht gelungen, die bis zu 4 cm langen, hell gefärbten Larven, die einen auffallend kleinen Kopf haben, zu fotografieren. Lassen Sie uns gerne wissen, wenn Sie das Tier erwischen!