Das Pfeifengras gehört zur Familie der Süßgräser. Es ist mit seinen bis zu 120 cm langen, braungelben Halmen das prägende, großflächig anzutreffende Gewächs im Emsdettener Venn. Hobbygärtner mögen es als Solitärstaude, ferner die Pfeifenraucher aus der “guten, alten Zeit” wegen Einsatzmöglichkeit der langen Stengel als natürliche Reinigungshilfe.
Leider setzt es sich aufgrund seiner Eigenschaft, auch mit längerer Trockenheit besser klarzukommen (Stichwort: Klimawandel) gegen das bei uns Naturschützern viel lieber gesehene Wollgras rigoros durch, indem es dieses ohne weitere Rückfrage 😉 überwuchert. Staunässe, immerfeuchter Boden und reichlich Regen wirken dem entgegen. Sie dürfen also gerne die Daumen dafür drücken – auch wenn man dadurch mal ein bisschen naß wird!
Aber wo kommen die Mengen an Stauden überhaupt her? Grundsätzlich vermehrt sich das Gras durch Aussamung sowie Rhizombildung. Aber die schiere Menge im Emsdettener Venn? Speziell dort hat es – soweit wir wissen – zwar niemand aufgeschrieben, aber anderswo schon: Vielleicht kommt Ihnen der Begriff “Streuwiese” bekannt vor. Nein, nicht Streuobstwiese, sondern das Wort ganz ohne Kompott-Mittelteil.
Bis zum zweiten Weltkrieg war es üblich, in Gegenden mit Strohmangel sogenannte Streuwiesen – teils mit anderen Kräutern gemischt – anzulegen. Diese befanden sich oft auf Feuchtböden oder in Moorgegenden, wo der geringe zu erwartende Bodenertrag einen anderen Anbau ohnehin ausschloss. Im Herbst wurde dann einmalig gemäht und Bauersmann (und frau) hatten einen perfekten Bodenbelag für den Tierstall.
Wegen verbilligter Transportmöglichkeiten (per Eisenbahn) für Stroh sowie der Einführung einstreuloser Stallsysteme wurde die Bewirtschaftung in den 60er Jahren eingestellt. Weshalb nun die Mahd entfällt und quasi als Nebeneffekt jetzt die langen Halme ganzjährig zu sehen sind.
Was aber den Vorteil hat, dass die Pfeifenfreunde sich nun durchgängig bedienen können …