Ein Klee im (Poesie-)Fieber

Als die Wahl zur Blume des Jahres 2020 ausgeschrieben wurde, ahnte der in Mooren, Sümpfen, Feuchtwiesen, Bruchwäldern sowie dem Gartenteich des Autors beheimatete Fieberklee schon, dass dies seine große Stunde werden könnte.

Flugs entwarf er ein Bewerbungsschreiben voller Anmut und Poesie, heiter-beschwingt mit der Leichtigkeit eines seidenen Papierdrachens  über den morgendlich wallenden Nebeln in den Pinienauen westlich des Yangtse-Kiang, in ewiger Treue begleited von einer tautropfenbenetzten Berglerche, die jubilierend ins endlose Blau emporsteigt.

Doch  lesen Sie auszugsweise besser selbst: ” … die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. […] Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, der einen fadenförmigen Griffel mit zwei Narbenästen trägt [...] ”

Liebevoller, nahezu greifbar zärtlich hätte es auch Hölderlin nicht ausdrücken können; das Gewinnen der Wahl war also letztlich nur noch Formsache.

Fast schämen wir uns, einige profane Dinge hinzuzufügen – tun es aber trotzdem: Der Fieberklee erreicht eine Höhe von 30 cm. Er blüht von April bis Juni und dringt als Pionierpflanze in Flachwasserzonen vor. Dort trägt das Gewächs zur raschen Verlandung bei und bereitet im wahrsten Sinne des Wortes anderen Pflanzen den Boden vor.

Aufgrund seiner Bitterstoffe wird Menyanthes trifoliata getrocknet u.a. in Tees und Kräuterlikören eingesetzt. Hier wirkt er gegen Appetitlosigkeit, Völlegefühl und ähnliches, daher auch die Beinamen Magenklee, Bitterklee bzw. Kreuzklee. Eine fieberhemmende Wirkung hingegen ist – trotz des Namens – jedoch nicht nachweisbar – ok, die alten Druiden konnten ja noch nicht googeln.

Einen Gimmick zum Schluß haben wir aber noch: “… dieser Klee ist heterostyl.” “Klar”, werden Sie nun denken, während Sie sich entspannt lächelnd zurücklehnen, “das war mir natürlich bekannt …” 

 

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